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Haltungsanlagen Kaninchen

Gruppenhaltung von Zuchthäsinnen - Zwei sehr verschiedene Betriebe

Zwei unterschiedliche Betriebe versuchten eine Gruppenhaltung von Zuchthäsinnen zu etablieren: Ein konventionell und ein ökologisch wirtschaftender Betrieb. Vor der Umstellung boten die Betriebe ihren Tieren sehr unterschiedliche Haltungsformen. Sowohl in der konventionellen als auch in der ökologischen Haltung traten jedoch massive Probleme auf, die ein grundlegendes Neudenken erforderten.

Haltungseinrichtung der Kontrollgruppe der TiHo Hannover im Betrieb A zur Einzelhaltung auf Drahtgittern - Quelle © BLE

Ausgangslage Betrieb A wirtschaftet konventionell. Vor der Umstellung auf eine Gruppenhaltung wurden die Zuchthäsinnen auf branchenüblichen Drahtgitterböden in Käfigreihen einzeln gehalten; Jeder Käfig verfügte über eine Wurfbox. Während ausgestrecktes Ablegen für die Häsinnen möglich war, erlaubte der Käfig keine Hoppelsprünge oder ein Aufrichten der Häsin. Auch Beschäftigungsmaterial stand nicht zur Verfügung. Um das Tierwohl zu steigern musste die Haltungsanlage grundlegend überdacht werden.

Grünfütterung in der Gruppenhaltung des Betriebs B - Quelle © BLE

Ausgangslage Betrieb B wirtschaftet ökologisch nach Naturland-Richtlinien. In den Jahren vor der Umstellung wurden jeweils 8 Zuchthäsinnen zusammen mit einem Rammler in Familiencompartimentställen gehalten. Die Gruppen aus Häsinnen und Rammler leben dabei zusammen in eigenen Bereichen, sogenannten Compartimenten. Die Ställe waren planbefestigt und eingestreut, mit Aufsitzbrettern auf mehreren Ebenen versehen, verfügten über einen ca. 25 m2 großen geschützten Auslauf und waren so angereichert, dass sich jederzeit Rückzugsmöglichkeiten ergaben. Grundfutter wie Heu und Grünschnitt wurde ebenso wie Tränkewasser zur freien Aufnahme vorgelegt. Beschäftigungsmaterial waren hauptsächlich die verbauten Hölzer, sodass diese stetig ausgetauscht werden mussten.

Die Haltung in Familiencompartimentställen brachte jedoch massiven Kannibalismus/Kronismus mit sich. Allein in einem Quartal verstarben 278 Jungtiere durch Kannibalismus/Kronismus. Daher musste auch diese Anlage grundlegend neu überdacht werden.

Gruppenhaltung von Häsinnen im Betrieb A - Quelle © BLE

Umgesetzte Maßnahmen im Überblick: Betrieb A

Betrieb A etablierte ein neues Haltungssystem in 2 Schritten: Zuerst wurden die Haltungsbedingungen an die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung angepasst und anschließend eine Gruppenhaltung der Zuchthäsinnen eingeführt.

Da keine geeignete Haltungseinrichtung bei den für Kaninchenställe bekannten Stallbaufirmen angeboten wurde, kooperierte der Betriebsleiter mit einer Firma mit Expertise in der Legehennenhaltung. So entstand ein Prototyp, der mit einer geringen Anzahl Tiere erprobt werden konnte.

Haltungseinrichtung zur Gruppenhaltung im Betrieb A - Quelle © BLE
Der neue Stall im Überblick
4 parallel verlaufende Reihen mit 9 Buchten = Platz für 36 Häsinnen
   > Davon Möglichkeit für Gruppenhaltung von 9 Häsinnen
Buchten können über Zwischentüren zusammengelegt werden
Grundfläche jeder Einzelhaltung: 820 mm x 800 mm = 6.560 cm²
   > 11 mm Stegbreite
Erhöhte Ebenen auf 37 cm Höhe: 540 mm x 600 mm = 3.240 cm²
   > gering perforiert
Wurfkästen, 80 mm tiefer als Grundfläche: 400 mm x 280 mm = 1.120 cm²
Frischluft durch Überdruckkanal auf Tierhöhe
Beschäftigungsmaterial: Stoffseile, Rohrketten, hängende Hölzer, fixierte Weichhölzer
automatisierte Futterversorgung über jeweils 2 Tröge mit Raufutter und pelletiertem Kraftfutter

 

Umgesetzte Maßnahmen im Überblick: Betrieb B

Entsprechend der Leitlinien des Vertriebspartners des ökologisch wirtschaftenden Betriebs wurden Änderungen durchgeführt. Das Ziel war es, die Tierleistung zu erhöhen, die Tierverluste zu verringern und dabei gleichzeitig das Tierwohl zu steigern.

Aufgrund der Erfahrungen mit Kannibalismus wurden die Zuchthäsinnen in Anwesenheit von Jungtieren einzeln gehalten. Während der Wiederbelegung und Tragezeit wurden die Tiere in Gruppe gehalten.

Skizze zum Bau einer Einzelhaltung im Betrieb B - Quelle © BLE
Doppeltürme für die Einzelhaltung im Betrieb B - Quelle © BLE
Der neue Stall im Überblick
Haltung in 30 Doppeltürmen mit passgenauen und eingestreuten Kotwannen
   > Gesamtgrundfläche 7.200 cm²
Erhöhte Ebene auf 35 cm Höhe, die 40 % der Grundfläche überspannt
Mobile Wurfboxen, die über Magnete fixiert werden können, 80 mm tiefer als Grundfläche
Automatisierte Futterversorgung über Rohrketten
   > Ein Trog mit Raufutter (kurzgehächseltes Heu), ein weiterer Trog mit pelletiertem Kraftfutter
Automatisierte Wasserversorgung mit Ringleitung, die Nippeltränken versorgt
Als Beschäftigungsmaterial standen in jeder Einzelhaltung Stoffseile, Rohrketten, hängende Hölzer oder in einer Wandhalterung fixierte Weichhölzer zur Verfügung

 

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