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Ergebnisse des Abschlussberichts Etablierung eines Managementtools bei Legehennen

Abschlussbericht "Anwendung eines Managementtools (MTool) zur Verbesserung des Wohlbefindens und der Gesundheit von Legehennen"

Auf Basis von Tiergesundheitsplänen und vorhandenen Haltungsratgebern wurde das Managementtool (MTool) zur Verbesserung der Gesundheit von Legehennen entwickelt.

Die Erfahrungen und Ergebnisse, die im Vorläuferprojekt der Universität Kassel (2009 – 2013) auf Biobetrieben gesammelt wurden, bildeten die Grundlage für diese zweijährige MuD-Beratungsinitiative. Die Beratung wurde für konventionelle Betriebe angepasst. Als Ergebnis der Beratungsinitiative liegen Beurteilungskarten für den Tierwohlcheck, ein Handbuch sowie Excel-Dateien und eine App zur Beurteilung des Tierzustandes von Jung- und Legehennen vor.

Ergebnisse der Projektbetriebe

Die Tierschutz-Beraterin betreute die Betriebe während des gesamten Produktionszyklus und besuchte die Betriebe bis zu fünfmal persönlich vor Ort. Bei verstärktem Auftreten von Federpicken und Kannibalismus konnte die Anzahl der Betriebsbesuche erhöht werden. Durchgeführt wurde der Einsatz des MTools in Ablegebetrieben und der vorgelagerten Aufzucht. Den Abschluss dieses Projektes bildeten kostenfreie Beraterschulungen, um die flächendeckende Verwendung des MTool in der konventionellen und ökologischen Legehennenhaltung zu erreichen.

Im Rahmen der Einzeltierbeurteilungen wurden auf allen Betrieben Brustbeinbrüche und auf neun der zehn besuchten Betriebe blasse bzw. bläuliche Kämme gefunden. Auf 80 % der Betriebe wurden erhebliche Gefiederschäden an Rücken und/oder Legebauch sowie auf 60 % der Betriebe auch mindestens drei kleine oder eine größere Verletzung gefunden. Gleichzeitig war der Schnabelzustand, vor allem bei kupierten Tieren so, dass die Funktion des Schnabels deutlich beeinträchtigt war. Auf 60 % der Betriebe hatten die Tiere deutliche Gefiederschäden am Hals. Bezüglich des Gesundheitszustandes wurden vor allem kotverschmierte Tiere gefunden, was auf eine Darminfektion bzw. Probleme mit der Darmgesundheit hinweist. Bei 40 % der Betriebe wurden zusätzliche Rötungen oder Kloakenausfluss (Hinweis auf eine Legedarminfektion) festgestellt. Ebenfalls 40 % der Betriebe hatten Probleme mit Fußballengeschwüren. Es wurde deutlich, dass insbesondere im Bereich Tiergewichte und -verluste viele Betriebe einen verbesserungsfähigen Status quo aufwiesen. Auch das Mensch-Tier-Verhältnis sowie die Ausführung von Futtersuch- und Futteraufnahmeverhalten wurden oft ungünstig bewertet. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass im Sinne einer Früherkennung von Problemen im Betrieb sehr niedrige Grenzwerte für nach dem Ampelsystem eine rote oder auch gelbe Bewertung angesetzt wurden. So wurde bei Schäden, die für das Einzeltier höchst wahrscheinlich mit erheblichen Schmerzen oder Leiden verbunden sind, mit einem Grenzwert von 3 % betroffener Tiere bei wahrscheinlichen Brüchen des Brustbeins und Verletzungen befiederter Körperregionen besonders streng vorgegangen. Hierbei wurde davon ausgegangen, dass ein solcher Schaden bei einem einzelnen Tier durchaus noch „zufällig“ auftreten kann. Zwei von 50 Tieren deuten jedoch schon auf ein mögliches Herdenproblem hin. Vor allem im Fall der Brustbeinbrüche muss allerdings diskutiert werden, ob Praxisbetriebe derzeit überhaupt in der Lage sind, diesen Grenzwert einzuhalten. Hier besteht großer Forschungsbedarf. Bezüglich möglicher Ursachen der vorgefundenen Probleme ließen sich mit der Risikoanalyse vor allem die folgenden Schwachstellen identifizieren:

  • Ein Großteil der Betriebe wusste nichts über den Zustand der Junghennen, bevor sie auf dem Betrieb ankamen.
  • Insgesamt wurde auf vielen Betrieben weder beim Einstallen noch im Verlauf der Legeperiode ein genauerer Blick auf die Tiere geworfen. Hierbei wurde deutlich, dass das Stallpersonal sowie das mittlere Management teilweise auch nicht über die Zeit (Anzahl und Dauer der Kontrollgänge) oder die erforderlichen Kenntnisse verfügte, um die Tiere in Bezug auf Schäden durch Federpicken und Kannibalismus sowie auf die Tiergesundheit hinreichend zu beurteilen. Auch gab es bei allen Betrieben in unterschiedlichem Umfang Defizite bei der Aufzeichnung der Legeleistung, den Verlustursachen und überwiegend eine nur unzureichende oder keine Kontrolle der Tiergewichte.

Im Bereich des Tiergesundheitsmanagements war erneut eine häufig mangelnde Abstimmung mit dem Aufzuchtbetrieb auffällig. Auf der Mehrzahl der Betriebe mussten Tierbehandlungen durchgeführt werden, was darauf hinweisen kann, dass in einem unzureichenden Ausmaß prophylaktische Maßnahmen durchgeführt worden waren.

Im Bereich des Hygienemanagements waren die Betriebe insgesamt besser aufgestellt. Bei zwei Betrieben wurde keine vollständige Analyse durchgeführt, da bei den Tieren keine Hinweise auf eine mangelnde Tiergesundheit festzustellen waren. Bei einem Betrieb wurden mehrere Risikobereiche festgestellt. Bei einigen Betrieben gab es nur leichte Mängel, die sich vor allem auf die Dokumentation der Hygienemaßnahmen bezogen.

Bei Haltung und Fütterung wurden hingegen eine ganze Reihe an Schwachstellen bei vielen Betrieben gefunden. So stellten fast alle Betriebe den Tieren keine Staubbademöglichkeit außer der Einstreu zur Verfügung, oder diese wurden nur unzureichend befüllt. Fast alle Betriebe hatten Metallsitzstangen, oft keine erhöhten Sitzstangen und/oder steile Anflug- bzw. Abflugwinkel. Kein Betrieb stellte den Tieren Magensteine zur Verfügung und 80 % der Betriebe hatten Mängel in der Einstreuqualität und setzten kein Raufutter oder Körner in der Einstreu zur Beschäftigung der Tiere ein. Auch bearbeitbares Futter wie Luzerneballen, Saftfutter oder Picksteine o. ä. wurde nur von 50 % der Betriebe angeboten. Bezüglich Futtermenge und -qualität wurde oft nicht genug Futter aufgenommen, es wurde nicht darauf geachtet, dass die Tiere einmal am Tag den Trog leerfressen bzw. durch die Länge der Futterketten war oft nicht gewährleistet, dass hintereinanderliegende Abteile gleichmäßig mit Futter versorgt waren. Dies führte bei einem Teil der Tiere dazu, dass sie das Futter stark selektierten und andere Tiere nur vorselektiertes Futter zur Verfügung hatten. Die Futterfläche entsprach zwar meistens den Vorgaben der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, ging aber nur selten über die Mindestanforderungen hinaus, was die Möglichkeit gleichzeitigen Fressens aller Tiere möglicherweise einschränkte. Auch wurden keine „Doppelfütterungen“ (zweites Befüllen innerhalb kurzer Zeit) gefahren, um dies zu kompensieren. Die Besatzdichte war zumindest zum Anfang der Legeperiode häufig sehr hoch, da der Scharrraum oder ein Teil des Scharrraums bzw. des Außenklimabereichs den Tieren nicht zur Verfügung stand. Bei der Wasserversorgung war bei vielen Betrieben zu bemängeln, dass die Bildung von Biofilm in den Wasserleitungen nicht geprüft bzw. keine Maßnahmen zur regelmäßigen Reinigung durchgeführt wurden. Auch die Auffangschalen wurden im Laufe des Durchgangs nicht gereinigt. Auch wurden zur Verbesserung der Wasserqualität und zur Stabilisierung der Darmgesundheit selten Wasserzusätze wie organische Säuren eingesetzt.

Entwicklung der betrieblichen Ergebnisse im Laufe des Projektes

Gruppe 1 (von kupierten zu intakten Legehennen)

In Gruppe 1 waren vier Betriebe, die während der Status Quo Analyse noch Tiere mit kupierten Schnäbeln hielten und im Rahmen des Projektes auf Tiere mit intakten Schnäbeln umstellten. Trotz der Umsetzung einiger Verbesserungsmaßnahmen waren im Mittel zum Ende der Legeperiode mehr Gefiederschäden und Verletzungen zu verzeichnen sowie etwa doppelt so viele Verluste. Betriebsindividuell lag dies bei zwei Betrieben wahrscheinlich vor allem daran, dass Tiere mit erheblichen Vorschäden aus der Aufzucht kamen. Trotz des Angebotes von Beschäftigungsmaterial und eines guten Managements konnten Federpicken und Kannibalismus hier nicht verhindert werden; allerdings konnten die Verluste in Grenzen gehalten werden. Bei einem Betrieb waren aus der Aufzucht nur geringe Vorschäden vorhanden, in der Legeperiode kam es jedoch mehrfach zu technischen Defekten, bei denen die Tiere nicht mit Futter versorgt waren. Es kam zu Kannibalismus mit Verletzungen am Rücken und, vermutlich begünstigt durch die Verletzungen, zu einer starken Coli-Infektion. Bei allen drei Betrieben handelte es sich um Bodenhaltungsbetriebe mit einer Besatzdichte von 9 Tieren/m², die auch im begleiteten Durchgang beibehalten wurde. Ein Betrieb war im Gegensatz zu den anderen drei Betrieben ein Freilandbetrieb, der schon zuvor durch ein Markenprogramm eine reduzierte Besatzdichte von 7 Tieren/m² gefahren hatte. Bei den Junghennen konnten (bis auf ein Tier) keine Vorschäden festgestellt werden. Durch die Umsetzung der Optimierungsmaßnahmen (bessere Tierbeobachtung, Verbesserung der Einstreu, Angebot von Beschäftigungsmaterial, Magensteinen und Muschelkalk sowie Zufütterung von Milchpulver, wenn eine Unterversorgung vermutet wurde) konnte diese Herde am Ende der Legeperiode praktisch voll befiedert ausgestallt werden.

Gruppe 2 (durchgehend kupierte Legehennen)

Die zweite Gruppe bestand aus drei Betrieben, die in der Status Quo Analyse und im begleiteten Durchgang kupierte Tiere eingestallt hatten. Ein Betrieb führte eine Freilandhaltung mit einer Herde durch, die bei der Status Quo Analyse einen relativ guten Gefiederzustand aufgewiesen hatte. Die begleitete Herde wurde in einen neuen Stall eingestallt und es wurden viele Managementmaßnahmen umgesetzt. Leider kam die Herde, obwohl sie kupiert war, mit erheblichen Gefiederschäden aus der Aufzucht. Trotz des Angebotes von Beschäftigungsmaterial und eines guten Managements konnten Federpicken und Kannibalismus nicht verhindert werden; allerdings konnten die Verluste mit 6 % in Grenzen gehalten werden. Die beiden anderen Betriebe hatten trotz kupierter Tiere schon bei der Status Quo Analyse erhebliche Gefiederschäden und Verletzungen sowie relativ hohe Verluste. Dementsprechend wurden auch viele Defizite in der Haltung und im Management festgestellt. Im Rahmen des Projekts wurden dagegen von den Betrieben relativ wenige Maßnahmen umgesetzt. Begründet wurde dies vor allem betriebswirtschaftlich, jedoch wurde auch auf den geringen Handlungsdruck bei kupierten Tieren verwiesen. Dennoch konnten bei beiden Betrieben nach den Schulungen deutliche betriebliche Entwicklungen und verbesserte Ergebnisse beim Tierzustand beobachtet werden.

Gruppe 3 (durchgehend intakte Legehennen)

Die dritte Gruppe bestand aus vier Betrieben, die schon in der Status Quo Analyse Tiere mit intakten Schnäbeln eingestallt hatten. Drei der vier Betriebe waren Ökobetriebe. In allen drei Fällen kamen die Junghennen mit geringen Vorschäden aus der Aufzucht. Zwei Betriebe setzten viele Managementmaßnahmen um (Verringerung der Besatzdichte, bessere Tierbeobachtung, regelmäßiges Wiegen und Bonitieren, Verbesserung der Einstreu, Angebot von Raufutter, Magensteinen, Muschelkalk und Sandbad sowie eine optimierte Futterrezeptur) und konnten die Tiere voll befiedert und ohne Verletzungen ausstallen. Bei dem dritten Betrieb wurden zwar auch einige Maßnahmen umgesetzt, jedoch bspw. kein Gewichtsmonitoring durchgeführt. Gleichzeitig wurde während des Leistungsanstiegs mit dem Futter experimentiert und in der Herde trat eine IB-Infektion (Infektiöse Bronchitis) auf. Beides führte zu einer Unterernährung der Herde und begünstigte das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus. Durch den Wechsel zu einer anderen Futtermühle und Angebot von viel Beschäftigungsmaterial (Körner, Magensteine und Muschelkalk in der Einstreu, Sandbäder, Luzerneballen, Stroh, zusätzliche Sitzstangen im Außenklimabereich) konnten der Kannibalismus weitgehend eingedämmt und die Verluste in Grenzen gehalten werden. Bei dem vierten, konventionellen Betrieb wurden aus betriebswirtschaftlichen und personellen Gründen nur wenige Maßnahmen umgesetzt, jedoch konnten durch eine bessere Tierbeobachtung und ein schnelleres Eingreifen die Verluste etwas reduziert werden.

Aufzuchtbetriebe

Von den vier begleiteten Aufzuchtbetrieben hatten zwei Aufzuchtbetriebe zuvor Junghennen in die begleiteten Legebetriebe geliefert. Eine Aufzucht konnte vor Einstallung in den Legebetrieb begleitet werden. Ein weiterer Aufzuchtbetrieb lieferte an einen Betrieb eines teilnehmenden Unternehmens, der aber nicht im Projekt begleitet wurde. Obwohl drei der vier Betriebe ökologische Aufzuchten waren, die mit einer Besatzdichte von 13 Tieren/m² deutlich unter den Besatzdichten von konventionellen Aufzuchten liegen (einer lag sogar bei 10 Tiere/m²), wurden den Tieren in keiner Aufzucht Sandbäder, Magensteine, Raufutter oder Picksteine angeboten. Insbesondere in Volierenanlagen, in denen die Tiere in den ersten Lebenstagen und Wochen an der Futterkette gehalten werden, war keine Einstreu vorhanden. Zwei Aufzuchten (Halbvolieren) boten vom ersten Tag an Einstreu. Im Wesentlichen wurden den Tieren ab dem ersten Lebenstag Einstreu und Sand angeboten sowie später Picksteine und Luzerneballen bzw. Heu und Stroh. Lediglich die Junghennen für einen Betrieb hatten leichte Gefiederschäden. Diese Tiere waren zu Beginn der Aufzucht länger ohne Einstreu und Beschäftigungsmaterial geblieben. Bei der vierten Aufzucht (Besatzdichte 10 Tiere/m²) konnten keine Schäden festgestellt werden.

Brustbeinverletzungen

Bei der Status Quo Analyse wurden bei 39 % der Tiere Brustbeinbrüche festgestellt. Bei den begleiteten Durchgängen war das Ergebnis mit im Mittel 37 % der Tiere unverändert. Bezüglich der für die Ursachen in Frage kommenden Faktoren, wie Metallsitzstangen, die Anordnung der Sitzstangen, Anflugmöglichkeiten etc. wurden von den Betrieben keine Maßnahmen ergriffen, da dies größere Umbauten und Investitionen erfordert hätte. Zudem standen die Maßnahmen zur Prävention und zur Minimierung von Federpicken und Kannibalismus im Vordergrund. Der Anteil Tiere mit Brustbeinbrüchen vor der Umstallung und bei der Legespitze zeigt jedoch, dass etwa Zweidrittel der Brustbeinbrüche offenbar nach dem Umstallen entstehen.

Evaluierung des Beratungsprozesses und der Schulungen

Die Evaluierung des Projektes durch die Betriebsleiter fiel hinsichtlich des Erkenntnisgewinns bzgl. der Tierbeobachtungen im Stall und neuen Einsichten aufgrund der durchgeführten Schwachstellenanalysen positiv aus. Die erstellten Maßnahmenprotokolle wurden ebenfalls als nützlich und gut beurteilt. Die Mehrheit der Betriebe hatte im Laufe des Projektes Schulungen erfahren und bestätigten, dass hierdurch viele neue Erkenntnisse gewonnen werden konnten. Bei den meisten wurde eine Veränderung der Wahrnehmung der Tiere durch die Mitarbeiter seit der Schulung beobachtet. Die Arbeitsabläufe im Stall wurden verändert, um die Haltung zu optimieren. Die Bereitschaft für zukünftige Schulungen zu zahlen lag bei den Teilnehmern bei 80 %, die Bereitschaft für Schwachstellenanalysen zu zahlen bei 89 %.

88 % der Betriebsleiter würden die Arbeit mit dem MTool weiterempfehlen.

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Dokumentenbeschreibung:
Der Abschlussbericht zur "Anwendung eines Managementtools (MTool) zu Verbesserung des Wohlbefindens und der Gesundheit von Legehennen" gibt praktische Hinweise, wie die Haltung unkupierter Legehennen funktionieren kann.