Was nach Meinung der Betriebsleiter*innen nicht unterschätzt werden darf, ist der hohe Aufwand an Arbeitszeit und Kosten (zum Beispiel für erforderliche Stallumbauten oder für die Investition in neue Ausrüstungsgegenstände), der für die Haltung unkupierter Schafe nötig ist. Jeder der Teilnehmer hatte Mehrkosten zu verzeichnen, die jedoch aufgrund der Verschiedenheit der Betriebe unterschiedlich hoch ausfielen und schwer zu vergleichen sind.
Bei den Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit (Tierbeobachtung, Bestandsbetreuung, Blutprobenuntersuchungen, Parasitenmanagement) lagen die Mehrkosten gegenüber dem Status quo (kupierte Tiere) zwischen 0,12 Euro je Mutterschaf und Jahr (Betrieb C) und 3,64 Euro je Mutterschaf und Jahr (Betrieb D). Den Großteil der Kosten beanspruchte dabei das Parasitenmanagement. Bei der Optimierung des Herdenmanagements entstanden Mehrkosten zwischen 5,18 Euro je Mutterschaf und Jahr (Betrieb C) und 18,72 Euro je Mutterschaf und Jahr im (Betrieb F). Hier schlug insbesondere der erhöhte Arbeitszeitbedarf für die Tierbeobachtung zu Buche. Beim Fütterungsmanagement lagen die Mehrkosten zwischen 0,04 Euro je Mutterschaf und Jahr(Betrieb C) und 16,94 Euro je Mutterschaf und Jahr (Betrieb B).
Nächste Aufgaben
Die Maßnahmen, die auf den teilnehmenden Betrieben des Netzwerks umgesetzt wurden, sind vielfach auch auf andere schafhaltende Betriebe übertragbar. Doch sie erfordern stets ein hohes Engagement des Schafhalters. Wer dabei Rat sucht, dem hilft meist der Austausch mit Berufskollegen weiter. Das zeigte sich auch in der Netzwerkarbeit. Gemeinsam ließen sich oft Ideen für die Weiterentwicklung der Betriebe finden.
Nicht alle Herausforderungen konnten in den 30 Monaten Netzwerkarbeit gelöst werden. Deshalb stehen auch in der Zukunft einige Punkte auf der Agenda. Dies sind insbesondere:
1. Mehr Fachberatung für Schafbetriebe
Nur eine sehr gute Tiergesundheit, die über den Standard hinausgeht, führt bei der Haltung unkupierter Schafe zum Erfolg. Doch um aktive Gesundheitsvorsorge leisten zu können, sollten Schafhalter ihre Bestände kontinuierlich von FachtierärztInnen betreuen lassen. Leider mangelt es derzeit deutschlandweit an TierärztInnen, die auf kleine Wiederkäuer spezialisiert sind. Dies wurde bei der Arbeit im Netzwerk sehr deutlich. Um trotzdem eine Fachberatung der Schafhalter zu gewährleisten, sollte die Fachberatung ausgebaut werden, zum Beispiel über den Schafgesundheitsdienst der einzelnen Bundesländer.
2. Herdenmanagement-Software weiterentwickeln
Eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Zeit wird die Weiterentwicklung der Herdenmanagement-Software sein. Es gilt, die Voraussetzungen für den Aufbau eines Datenpools für Schafe zu schaffen, der die wichtigsten Basisdaten enthält - zum Beispiel zum Wachstumsverlauf, zur Fruchtbarkeit, zur Mütterlichkeit, aber auch zur Schwanzlänge oder zur Neigung zu Verschmutzung durch Kot und Urin.
3. Schwanzlänge züchterisch weiterbearbeiten
Die Schafzucht muss sich in Zukunft verstärkt dem Merkmal „Kurzschwänzigkeit“ widmen - ohne dabei andere wichtige züchterische Merkmale zu vernachlässigen.