Kälber brauchen Beschäftigung. Die Anreicherung der Haltungsumwelt ist ein wichtiger Baustein einer tiergerechteren Kälberhaltung und kommt dem Spiel- und Erkundungsdrang der Kälber zugute. Anhand der praktischen Erfahrungen in den am Netzwerk "Optimierte Kälberhaltung" teilnehmenden Betriebe lassen sich einige Maßnahmen für andere Kälberhaltungen empfehlen.
Bei Kälbern sind im Bereich des Aktivitätsverhaltens die Nahrungsaufnahme-, das Erkundungs- und Spiel- sowie das Komfortverhalten von großer Bedeutung. Das Alter, die Genetik, der Gesundheitszustand, aber auch die Haltungsumwelt beeinflussen dieses Verhalten. Die Nahrungsaufnahme ist die wichtigste Beschäftigung. In der Zeit ohne Futteraufnahme brauchen sie Platz, um zu laufen, mit anderen Kälbern unterschiedlichen Alterns Sozialkontakte aufzunehmen, ihre Umgebung vor allem mit dem Maul zu erkunden und Körperpflege zu betreiben. Daher spielen das Platzangebot, die Größe der Gruppen und deren Altersstruktur im Aufzuchtbereich eine bedeutende Rolle. Für Herdentiere ist es wichtig, sich mit ihrer Umwelt und mit Artgenossen zu beschäftigen, um artgemäßes Verhalten zu erlernen und Verhaltensstörungen vorzubeugen. Wechselnde Umweltreize und unbekannte Objekte wahrzunehmen fördert die Anpassungsfähigkeit. Rinder, die unterschiedliche Umweltreize und den Umgang mit Menschen gewohnt sind, werden auch in neuen, ungewohnten Situationen gelassener reagieren. Dazu gehören, Umstallen, das Kennenlernen technischer Geräte und nicht zuletzt das erste Betreten des Melk-Standes bzw. -Roboters. Das Risiko für Verhaltensstörungen wie z. B. für gegenseitiges Besaugen sinkt, wenn die Jungtiere ausreichend beschäftigt sind und der Saugtrieb nicht der bestimmende Antrieb ist.