Hier beginnt der Hauptinhalt dieser Seite

Empfehlungen für die Praxis Naturnahe Haltungsumgebung in der Salmonidenaufzucht

Empfehlungen für die Praxis

Das Vorhaben hat gezeigt, dass sich die hier beschriebene Anreicherung der Haltungsumgebung mit einem überschaubaren organisatorischen Aufwand umsetzen und in die täglichen Arbeitsabläufe integrieren lässt. Durch die Nutzung von natürlichen Kies- und Sandauflagen in den Haltungssystemen wird auf einfache Weise eine reizreichere Umwelt geschaffen, die sich in vielerlei Hinsicht positiv auf junge Salmoniden auswirkt. Für die Umsetzung sind nur überschaubare Investitionen notwendig, die das Tierwohl aber nachhaltig fördern können.

Der aus dem Projekt hervorgegangene Informationsflyer 'Vom Ei zum robusten Setzling - Naturnahe Gestaltung in der Salmonidenaufzucht' nennt zahlreiche weitere Informationen und gibt in kurzer, prägnanter Form Auskunft über die Erfahrungen und Möglichkeiten der Modifizierung von Haltungssystemen, die in diesem Projekt erarbeitet wurden. Eine Übertragbarkeit auf andere Betriebe ist grundsätzlich gegeben.

Anreicherung der Haltungsumwelt

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass sich eine Hal­tungsumgebung, die mit strukturierenden Komponenten an­gereichert ist, positiv auf juvenile Salmoniden auswirken kann:

  • Erhöhte Rauigkeit spart Energie, Dottersacklarven wachsen besser,
  • natürliche Verhaltensweisen, z. B. Schwarmbildung, werden gefördert,
  • das Aggressionspotenzial wird vermindert,
  • der allgemeine Gesundheitszustand verbessert sich,
  • die Futterverwertung ist besser,
  • das Erscheinungsbild verbessert sich, insbesondere die Flossengesundheit.

Eine angereicherte Haltungsumgebung kann somit zu einer Verbesserung der Tiergerechtheit in der Aufzucht von Salmoniden beitragen.

Betriebliche Überlegungen

Eine Anreicherung im Bruthaus kann sehr einfach mittels natürlicher Substrate wie Sand oder Kies umgesetzt werden.

Unterstromkästen

Getrommelter Kies mit einer Körnung von 4 - 8 mm und einem geringen Anteil an hellem Quarz und Hornstein haben sich bewährt. Der Kies sollte in einer einzelnen Lage in den Unterstromkästen aufgelegt werden, um den Wasserdurchfluss nicht zu behindern.

Folgendes ist zu beachten:

  • Wasserdurchsatz ggf. leicht erhöhen,
  • Temperatur und Sauerstoffgehalt in den Kästen fortlaufend überprüfen,
  • Abgestorbene Eier und Larven regelmäßig entfernen,
  • Schwimmendes oder langsam sinkendes Futter verwenden.

Für ein schonendes Umsetzen der Jungfische hat sich folgende Vorgehensweise bewährt:

  • In einem angestauten Rundbecken einen Netzbeutel aus 1 mm Netzstoff einhängen und den Unterstromkasten horizontal einsetzen.
  • Unterstromkasten langsam und bis zu etwa 50° neigen, führt zum Herausschwimmen der Jungfische.
  • Leichtes Schwenken erzeugt einen Sog, mit dem die Jungfische vom Kies gewaschen werden.
  • Kies verbleibt im Unterstromkasten.
  • Jungfische können leicht vom Netzstoff abgefischt werden.
  • Die Jungfische aus den Unterstromkästen abzusaugen hat sich nicht bewährt.

Brutrinnen, Langstrom- und Rundbecken

Zur Anreicherung während der weiteren Aufzucht eignet sich eine durchgehende Sandschicht. Zusätzliche Kiesel schaffen weitere Strukturen.

  • Vor dem Ablaufsieb sollte ein Lförmiges Profil eingeklebt werden, um ein Verstopfen des Siebes durch Sand zu vermeiden.
  • Der Sand sollte vorab mehrfach gespült werden, um winzige Schwebstoffe auszuwaschen.
  • Rinnen und Becken erst nach vollständigem Aufklaren besetzen.
  • Zur Fütterung empfiehlt sich ein schwimmendes oder langsam sinkendes Futter.
  • Futterreste und Verunreinigungen werden durch die Schwimmbewegungen der Jungfische bzw. durch die Strömung zum Abfluss verbracht.
  • Ein erhöhter Arbeitsaufwand für die Reinigung ist nicht zu erwarten.

Das Abkeschern der Jungfische aus den angereicherten Rinnen und Becken gestaltet sich als unproblematisch.