Der optimale Zeitpunkt für die Beweidung eines Aufwuchses ist die Weidereife. Diese ist erreicht, wenn die komprimierte Aufwuchshöhe des Bestandes 8-12 cm beträgt, was dem 2-3-Blatt-Stadium eines von deutschem Weidelgras dominierten Bestandes entspricht. Gemessen wird die Aufwuchshöhe im Idealfall mit einem Rising Plate Meter. Die modernen Geräte können die Höhe direkt in Trockensubstanz umgerechnet ausgeben. Die in empirischen Versuchen entwickelte Berechnungsformel lautet:
(komprimierte Aufwuchshöhe x 243 kg TM) - 105 kg TM
Die Formel wurde spezifisch für den nordwestdeutschen Raum ermittelt, erklärte Obermeyer. Nach Abzug des Weiderests, der pauschal mit 1.000 kg TM/ ha veranschlagt werden kann, bleiben je nach Aufwuchshöhe noch 1000-1300 kg TM/ha als Futter zum Grasen übrig. Bei Kenntnis des Futterbedarfs der Herde kann nun die Größe der Fläche errechnet werden, die die Kühe für einen Tag zugeteilt bekommen müssen.
Um zu sehen, wie das System in der Praxis aussieht, ging die Gruppe anschließend über die Weiden hinter dem Milchviehstall. Über 40 ha arrondiertes Grünland auf größtenteils moorigen Böden, stehen für die Beweidung zur Verfügung. Zunächst wurde auf dem Teilstück, wo die Kühe zuletzt gegrast haben, der Weiderest begutachtet. Dieser sollte im Frühjahr 3,5-4 cm Aufwuchshöhe nicht übersteigen (im Sommer 5-6 cm). Das sei ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg, betonte Projektleiterin Lisa Oehlert (Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e.V.). Was die Kühe beim ersten Umtrieb nicht gefressen haben, fressen sie auch in den darauffolgenden Weidegängen nicht. Der Weiderest wird mit der Zeit holzig, nicht gefressene Blätter am Triebgrund sterben ab und faulen. Da der Weiderest des Vortages die vorgesehene Höhe von 3,5 cm leicht überstieg, wurde vorgeschlagen, die nächsten Flächen zur Beweidung etwas knapper zu bemessen. Dies ist auch im Hinblick der Erhaltung der Futterqualität über die Saison hinweg wichtig und verhindert unnötiges Nachmähen.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Demonstration und das Ausprobieren des Rising Plate Meters. Mit diesem Gerät wird auf dem Hof Stelling der Grasaufwuchs aller Flächen wöchentlich bestimmt. Das liefert die Datengrundlage, die ein effizientes und tierwohlfreundliches Management erst möglich machen. Durch die digitale Vernetzung mit einer Mobiltelefon App ist die Bedienung arbeitsschonend, es wurde aber auch ein günstigeres, analoges Modell vorgestellt. Einzelne Teilnehmer konnten die Geräte testen und waren von der Einfachheit begeistert. Noch auf der Fläche wurde die Futtermenge berechnet, die benötigte Fläche für den nächsten Tag bestimmt und direkt mit einem Mobilzaun abgesteckt. Von großem Interesse war auch die spezielle Haspel mit Übersetzung, die das tägliche Abzäunen von Teilflächen im Vergleich zu älteren Standardhaspeln deutlich erleichtert.