Das Ziel, das gegenseitige Besaugen auf den Betrieben zu minimieren und so mehr Tierwohl zu etablieren, wurde auf allen fünf teilnehmenden Betrieben erreicht. Die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter verzeichnen einen enormen Wissenszuwachs und konnten ihre Fachkompetenz weiterentwickeln. Die überwiegende Mehrzahl der Maßnahmen wird daher auf den Betrieben auch zukünftig weitergeführt
Als Erkenntnis aus der Netzwerkarbeit konnte auf den Betrieben festgestellt werden, dass das gegenseitige Besaugen in den Hintergrund tritt, sobald der allgemeine Gesundheitszustand der Kälber verbessert wird. So stand, durch Fachvorträge angeregt, im Verlauf der Netzwerktätigkeit auf den Betrieben immer deutlicher die Aufzucht von gesunden Kälbern im Fokus. Damit einhergehend verringerte sich auch die Anzahl an besaugenden Tieren. Das Identifizieren und Beheben von Problemen, die gegenseitiges Besaugen verursachen können, wurde durch geschulteres und sensibilisiertes Hinschauen und Beobachten der Tiere konsequent umgesetzt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es aufgrund der Komplexität des Netzwerkthemas und des erforderlichen ganzheitlichen Ansatzes nicht möglich ist, bestimmte Erfolge aus einzelnen konkreten Maßnahmen abzuleiten und zu verallgemeinern. Die Bewertung der Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit hin muss zudem immer im betriebsspezifischen Kontext gesehen werden. Die im Netzwerk erzielten Ergebnisse können daher lediglich Hinweise auf die Wirksamkeit einzelner umgesetzter Maßnahmen geben.
Zu den erzielten Ergebnissen trugen sowohl die fachliche Beratung durch das Tierschutz-Kompetenzzentrum als auch die gemeinsamen Netzwerktreffen bei, die den Betriebsleitenden zahlreiche Erkenntnisse hinsichtlich der Themen Kälbergesundheit, Vollmilchtränke und Beschäftigungsmaterialien vermittelten. Zudem leisteten die Netzwerktreffen einen Beitrag dazu, dass die Tierhalterinnen und Tierhalter neue Sichtweisen auf das Vorgehen im eigenen Betrieb und auf betriebliche Perspektiven entwickelten.
Obwohl sich die Maßnahmen in den fünf Modell- und Demonstrationsbetrieben Tierschutz teilweise ähnelten, können sie nicht zur Gänze deckungsgleich in weiteren Betrieben übernommen werden. Vielmehr müssen für jeden Betrieb individuelle Konzepte zur Verbesserung des Tierwohls erarbeitet und aus einem Portfolio diejenigen möglichen Maßnahmen ausgewählt werden, die sich für den jeweiligen Betrieb und seine Voraussetzungen eignen. Kritisch zu sehen sind die niedrigen Preise am Kälbermarkt, die einen Einfluss darauf nehmen, wie eine zukünftige Kälberhaltung gestaltet sein wird. Ein gesteigertes Tierwohl kann nur unter Berücksichtigung der zu deckenden Kosten für die erforderlichen Mehraufwendungen gewährleistet werden.
Interessant wird die Betrachtung erstlaktierender Kühe aus der verbesserten Auzucht. Im Ziel müsste sich die Quote von Färsen mit > 100.000 Zellen/ml Milch deutlich mindern und der Anteil an dreistrichigen Kühen sinken, weil der Schaden durch das Besaugen im Kälberalter vermindert werden muss.
Das Bewusstsein, dass optimale Haltungsbedingungen bereits vor der Geburt sowie die Vermeidung von Stress von hoher Bedeutung für die Tiergesundheit sind, haben die Netzwerkteilnehmenden verinnerlicht. Im Ergebnis der realisierten Maßnahmen zeigen sich in den Betrieben aktive, gesunde Kälber mit höheren Lebendmassezunahmen als dies vor Umsetzung der Maßnahmen zu beobachten war.