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Tiergesundheit und Hygiene Tragende Sauen

Sauengesundheit im Fokus

Nur wenn Landwirte beständig vorsorgende Maßnahmen in der Tiergesundheit, Haltung und Fütterung sowie im Management umsetzen, lassen sich Stress, Erkrankungen und Verletzungen bei Sauen wirkungsvoll verhindern.

Regelmäßige Klauenpflege sorgt für ein besseres Fundament

Die Bonitur und Pflege der Klauen muss regelmäßig erfolgen - Quelle © BLE

Die fachmännische Klauenpflege beugt Fundamentproblemen vor. Hierzu bieten die Landwirtschaftlichen Bildungszentren der Länder regelmäßig Kurse an. Die Klauen der Tiere sollten nicht zu lang und nicht zu kurz sein, Fehlstellungen sollten korrigiert werden. Ein Klauenpflegestand ermöglicht ein ergonomisches Arbeiten für den Menschen. Doch die funktionelle Klauenpflege beginnt schon viel früher: Stallboden, Aufstallungsform und Fütterung, insbesondere die Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen haben Einfluss auf der Klauengesundheit. Bei der täglichen Tierbeobachtung sollten die Tierbetreuer darauf achten, wie sich die Sauen bewegen und ob welche lahmen. Ein gezielterer Blick auf die Klaue zeigt dann überlange Afterklauen, Risse im Klauenhorn oder Kronsaumverletzungen. Nach der Bonitur des Klauenzustandes erfolgt die fachmännische Behandlung der Klauen. Wenn die Bonitur und Klauenpflege auch dokumentiert werden, werden Haltungsmängel wie Bodenunebenheiten, Überbelegungen oder Fütterungsfehler sichtbar und können behoben werden. Besonderes Augenmerk im Hinblick auf die Klauengesundheit verdient die Calcium-Fütterung. Die wichtigste Funktion des Calciums ist seine Funktion als Baustoff für Knochen, Horn und Haare. Das Mineral dient zusammen mit anderen Mineralstoffen für die Härte. Eine zusätzliche Gabe von Calcium kann die Gesundheit der Fundamente verbessern.

Der Fütterung genügend Aufmerksamkeit schenken

Eine gestörte Verdauung bereitet den Weg für die Ausbreitung pathogener Mikroorganismen. Zwar kommen viele pathogene Mikroorganismen auch im Darm gesunder Tiere vor, doch erst die gestörte Verdauung bringt den Nährboden für die massenhafte Vermehrung von krankheitserregenden Bakterien und deren Abbauprodukte wie Endotoxine. Als Endotoxin bezeichnet man Bestandteile der äußeren Zellmembran gramnegativer Bakterien wie E. Coli und Salmonellen. Endotoxine werden von lebenden gramnegativen Bakterien durch Abspaltung von Vesikeln, beziehungsweise beim Absterben von gramnegativen Bakterien, freigesetzt. Diese können Krankheiten wie der Mastitis-Metritis-Agalaktie-Komplex, MMA, und andere Entzündungsgeschehen bei den Sauen fördern. Auch die Ödemkrankheit oder Colienterotoxämie der Ferkel wird durch Endotoxine hervorgerufen. Beides sind Erkrankungen, die mit Tierleid verbunden sind. Erhöhte Endotoxin-Konzentrationen sind für die Entzündungsreaktionen und Fieber verantwortlich.

Gelangen durch dauerhaften Stress immer wieder Endotoxine in den Blutkreislauf, so können diese Gifte durch ihre Speicherung im Fettgewebe zunächst unschädlich gemacht werden. Wird dann allerdings in der Säugezeit rasch viel Fettgewebe mobilisiert, so gelangen große Mengen von Endotoxinen wieder in den Blutkreislauf. Die Ausscheidung und der Abbau von Endotoxinen erfolgt unter anderem über die Nieren und die Leber. Er dauert mehrere Wochen und ist für die Sau extrem belastend.

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Stoffwechsel unterstützen

Nur ein intakter Stoffwechsel mit einem gesunden Darm kann verhindern, dass die Endotoxine in die Blutbahn der Tiere gelangen. Oberste Priorität für die Tiergesundheit ist daher, das Fütterungsmanagement auf höchstem Niveau zu halten. Die Endotoxine blockieren, die Verdauung aktivieren, den Leberstoffwechsel ankurbeln und die Gallenausscheidung fördern und die Bakterien bekämpfen lautet die Devise. Verdauungsfördernde Mittel als Digestivum fördern den Abbau und die Ausscheidung der Endotoxine. Auch phytomedizinische Wirkstoffe können die Darmgesundheit fördern. Je besser die Verdauungsorgane Magen, Leber und Galle arbeiten, umso weniger kommen schädliche Stoffwechselmetaboliten vor.

Kohlewasser zur Darmstabilisierung bei Saugferkeln - Quelle © BLE

Weitere Verdauungsförderer sind Pflanzenkohle und Vitaminzusätze. Wird Pflanzenkohle als Aktivkohle bei Sauen verfüttert, hilft sie den Darm zu stabilisieren. Der Darm hat einen starken Einfluss auf das Wohlbefinden von Schweinen. Daher kann der Einsatz von Aktivkohle einen positiven Effekt auf die Darmgesundheit und die Stressbelastung haben und somit auch auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Sauen. Pflanzenkohle bindet Toxine und Schadstoffe und schafft so eine bessere Darmflora. Ihr Einsatz reduziert Feuchtigkeit und Geruch der Gülle und kann den Ammoniak-Gehalt im Stall senken. Vitamine haben den Vorteil, dass sie nicht nur das Immunsystem unterstützen, sondern auch an anderen zahlreichen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt sind. Vitaminpräparate können eingesetzt werden, um die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden zu verbessern. Tragende Sauen haben einen hohen Bedarf an bestimmen Vitaminen und Mineralstoffen. Sie helfen den Sauen höhere Geburtsgewichte und homogenere Ferkel auszubilden. Antioxidative Vitamine wie Vitamin E und Vitamin C stärken die Abwehrkräfte und erhöhen die Widerstandskraft gegen Krankheiten.

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Ein betriebsspezifisches Impfprogramm für gesunde Sauen

Gesundheit ist eine Grundvoraussetzung für das Wohlbefinden der Sauen. Jeder Betrieb sollte individuell sicherstellen, dass seine Sauen ausreichend gegen Krankheiten geschützt sind. Mit einer guten Impfstrategie kann gezielt gegen viele Atemwegs- und Fruchtbarkeitsprobleme vorgegangen werden. Eine regelmäßige Prüfung und ggf. Anpassung der Impfmaßnahmen sollte in jedem Betrieb erfolgen. Dabei muss die Impfstrategie betriebsspezifisch und unter Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten wie Betriebsstrukturen, Schweine- und damit Erregerdichte, Handel und Tiertransporte in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt/der Tierärztin erfolgen. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) empfiehlt in der Impfleitlinie Schweine: „Eine Impfempfehlung muss sich immer am Infektions-/ Gesundheitsstatus der Schweine eines einzelnen Bestandes bzw. der Region und damit an der jeweiligen Risikoeinschätzung orientieren. Die daraus folgende Impfentscheidung hängt letztlich auch von ökonomischen Überlegungen ab und kann in zwei unmittelbar benachbarten Betrieben vollkommen unterschiedlich sein. Die Auswahl der Impfstoffe und die Dauer der Impfung orientieren sich an den auftretenden Erkrankungen im Bestand bzw. in den einzelnen Haltungsbereichen.“

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Fliegenbekämpfung

Fliegen sind lästige kleine Plagegeister und sollten daher im Stall auf ein Minimum reduziert werden. Fliegen verursachen starken Stress und Unruhe bei den Tieren. Sie kommen durch den ständigen Juckreiz nicht zur Ruhe. Auch als Überträger von Krankheitserregern sind sie nicht zu unterschätzen. Folgende Maßnahmen gegen Fliegen können Abhilfe schaffen:

Fliegengitter als präventive Maßnahme gegen Fliegenbefall im Stall - Quelle © BLE

a. Vorbeugende Maßnahmen

Bereits in der Stallplanung empfiehlt es sich auf die Materialien und deren Aufbau zu achten. Hier gilt es Hohlräume zu vermeiden und leicht zu reinigende Oberflächen zu wählen.

Regelmäßig etwa sollte Gülle aus den Kanälen entfernt werden, denn der Großteil der Fliegenpopulation befindet sich hier. Das Aufrühren und Abpumpen eliminiert die in der Schwimmschicht befindlichen Eier und Larven. Das Ablassen empfiehlt sich etwa alle 7 bis 14 Tage, damit der Entwicklungszyklus vom Ei bis zur Fliege unterbrochen wird. Besonders bei der Gabe von zusätzlicher Rohfaser entstehen schnell Schwimmschichten auf der Gülle, die zu einer starken Vermehrung von Fliegen beitragen. Wenn die Schwimmschichten regelmäßig zerstört werden, wird die Ausbreitung von Fliegen reduziert. In einigen MuD-Betrieben wurde deshalb eine Schieberentmistung, die unter den Spalten läuft, nachgerüstet, um dickflüssige Bestandteile den Ställen heraus zu bekommen.

Auch der Zuflug aus von Fliegen in die Ställe ist nicht zu unterschätzen. Offene Türen, Fenster und andere Zuluftwege sind als Eintragsquelle für Fliegen zu vermeiden beispielsweise können Fliegengitter nachgerüstet werden.

Stallhygiene ist zudem das A und O bei der Vorbeugung von Fliegen. Schmutzige Futterautomaten und Tränken fungieren schnell als Brutstätten. Auch Kotecken im Stall und Futterreste unter den Silos sind neben der Güllelagerung nicht zu unterschätzen. Diese gilt es zu verhindern, um eine explosionsartige Ausbreitung der Plagegeister zu verhindern.

Eine Fliegenbekämpfung mit Leimstreifen allein, ist wenig vielversprechend und sollte immer in Verbindung mit weiteren Maßnahmen stehen - Quelle © BLE
Eine Fliegenbekämpfung mit Leimstreifen allein, ist wenig vielversprechend und sollte immer in Verbindung mit weiteren Maßnahmen stehen - Quelle © BLE

b. Bekämpfende Maßnahmen

Ist mit den vorbeugenden Maßnahmen den Fliegen im Stall nicht beizukommen, sind weitere bekämpfende Maßnahmen gefragt. Beispielsweise helfen elektrische Fliegenfänger, um die Anzahl adulter Tiere im Bereich der Sauen zu bekämpfen. Da die erwachsenen Fliegen aber nur die Spitze des Eisbergs darstellen, ist ggf. auch eine chemische Bekämpfung mit Larviziden, Insektiziden als Kontakt- und Fraßgift zusammen mit der biologischen Bekämpfung mit Güllefliegen erfolgversprechend. Wichtig ist, dass die frühzeitig das Problem erkannt wird, um die Fliegenpopulation wirkungsvoll zu dezimieren.

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Reinigung und Desinfektion nach Hygieneplan

Waschroboter im Einsatz - Quelle © BLE

Das Reinigen und das Desinfizieren von Stallabteilen ist mit eine der zeitaufwendigsten Tätigkeiten im Betriebsablauf. Einweichanlagen können helfen, diese ungeliebten aber notwendigen Aufgaben schneller zu erledigen. Aber auch neuste Innovationen am Markt bieten einen interessanten Ansatz um Arbeitszeit zu sparen. Waschroboter sind derzeit in Deutschland noch selten vorzufinden und kostspielig, könnten zukünftig aber gute Abhilfe leisten. Vor der ersten automatischen Reinigung muss der Landwirt die Buchten manuell mit einem Joystick reinigen. Diese Prozedur wird abgespeichert und als Reihenfolge gesetzt. Nach der Programmierung führt der Roboter die Grundreinigung von Abteilen und Einrichtungsgegenständen selbstständig durch. Der Landwirt muss lediglich die abschließende Feinreinigung durchführen. Ein Waschroboter hat außerdem den Vorteil, dass der Hygienestatus verbessert wird und die neu gewonnene Zeit für mehr Tierbetreuung und -beobachtung genutzt werden kann.

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Mehr Biosicherheit durch Hygieneschleusen

Schutzkleidung sollte allen Mitarbeitenden sowie Besuchenden bereitstehen - Quelle © BLE

Auch mit der allseits bekannten Hygieneschleuse inklusive Duschkabine, Toiletten, Waschbecken und Schutzkleidung lässt sich der Gesundheitsstatus der Sauenherde wirkungsvoll sichern bzw. verbessern. Die Hygieneschleuse ist im Idealfall nach dem Schwarz-Weiß-Prinzip aufgebaut, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie alle Besucher duschen vor dem Betreten des Stalles. Es stehen genügend saubere Overalls und Stiefel in verschiedenen Größen bereit. Empfehlenswert ist auch eine Stiefelwaschanlage. Für Medikamente, Sperma oder ähnliches gibt es eine Durchreiche. Das Besuchsregister wird ordentlich geführt, so dass auch im Nachhinein jeder Besuch des Stalles nachverfolgt werden kann. 

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Fazit

Mit verschiedenen Maßnahmen lässt sich die Tiergesundheit im Sauenstall verbessern. Dazu zählen nicht nur Hygienemaßnahmen wie Reinigung, Desinfektion und die konsequente Umsetzung einer Hygieneschleuse. Auch die Fütterung auf Darmgesundheit und eine effektive Fliegenbekämpfung gehören dazu, um Stress für Sauen zu reduzieren und den Grundstein für gute Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu legen.

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